ReSolVE - Resilience Strengthening in Virtual Environments through Meaning-Finding

Beim Projekt ReSolVE geht es darum, zu erforschen, ob, wie und welche Logotherapie und existentielle Analyse (LTEA)-Theorien und -Methoden in die digitale Welt transportiert werden können, um die Resilienz von Menschen zu stärken.

Kurzbeschreibung

Wie kann die Resilienz bei Menschen durch den Einsatz von Virtual Reality (VR) gestärkt werden?

Ein bisher in der Entwicklung von digitalen Resilienz-Interventionen wenig betrachteter Ansatz ist Viktor Frankls Logotherapie und existentielle Analyse (LTEA). Die These lautet, dass Menschen resilient(er) sind, wenn sie in der Lage sind, einen Sinn im Leben zu finden, da dies die primäre Motivationskraft des Menschen ist.

Die Ergebnisse des Projekts, das am Center for Technology Experience am AIT in Kollaboration mit der Digital Media Support GmbH durchgeführt wird, bilden das Fundament für die weitere Entwicklung eines technologiegetriebenen Service-Ansatzes für VR-Systeme, mit dem Menschen zeit- und ortsunabhängig ihre Resilienz stärken können.

In der Forschung wurde eindeutig nachgewiesen, dass logotherapeutische Ansätze besonders zielführend für die Stärkung von Resilienz sind. Allerdings gibt es bisher keine Forschungsarbeiten und Konzepte zum möglichen Transfer von Methoden und Inhalten aus LTEA in virtuelle Umgebungen, um die Resilienz bei Menschen zu stärken. Genau hier setzt ReSolVE an und sorgt für zweierlei Innovation: Einerseits wird Frankls LTEA-Ansatz in punkto Resilienz-Steigerung mit der VR-Dimension erweitert, andererseits kommt ein innovativer Co-Creation-Entwicklungsprozess zum Einsatz.

Hintergrund

Um mit den komplexen Herausforderungen des Lebens umzugehen, ist die Resilienz von Menschen sehr wichtig. Resilienz ermöglicht es uns, Schutzmechanismen gegen überwältigende Erfahrungen zu entwickeln und kann vor psychischen Problemen schützen.

Ein Lösungsansatz, um Möglichkeiten der Resilienz-Förderung zu erweitern, ist die Verwendung von IKT-Technologien wie Virtual Reality (VR). VR ist dafür geeignet, da es immersive Erfahrungen und aktive Lernprozesse ermöglicht und es Verhaltensweisen positiv beeinflussen kann.

Der Zugang von VR für Nutzer:innen wird zusätzlich durch die Verbesserung und Verbreitung der Technologie immer einfacher, sodass mehr Menschen erreicht werden können.

Ausgangssituation

Die Logotherapie und Existenzanalyse (LTEA) wurde vom Psychiater und Neurologen Viktor Frankl (1905-1997) begründet. LTEA ist ein international anerkannter und empirisch fundierter sinnzentrierter Psychotherapie-Ansatz. Es geht dabei darum, den Patienten zielorientiert und methodisch in der Sinn-Findung zu helfen.

Die Theorie und Anwendung von LTEA wurden bisher in über 1.000 Publikationen mit unterschiedlichen Vorgehensweisen und Zielgruppen empirisch untersucht und validiert (vgl. Batthyany & Guttmann, 2005).

Trotz der empirischen Belege für die Wirksamkeit von LTEA sowie des beschriebenen Potenzials zur Stärkung der Resilienz wurde LTEA noch nicht in Programmen zur Stärkung der Resilienz in Verbindung mit IKT-Technologien wie etwa VR eingesetzt. Der Einsatz von VR bietet viele Vorteile und soll im Projekt ReSolVE erstmals im Zusammenhang mit LTEA und Resilienz untersucht werden.

Ziel

Ziel des Projekts ReSolVE ist es, zu untersuchen, wie virtuelle Technologien (VR) optimal dafür genutzt werden können, um LTEA in die digitale Welt zu transportieren. Dabei wird analysiert, welche psychologischen Gedanken und Methoden generell für einen Transfer in den virtuellen Raum geeignet sind und welche Parameter es in der Konzeption zukünftiger VR-Systeme zur Stärkung von Resilienz auf der Grundlage von LTEA zu berücksichtigen gilt.

Mit VR lassen sich Umgebungen in 3D interaktiv darstellen und können nicht nur visuelles, sondern auch auditives und haptisches Feedback geben. VR ermöglicht sowohl realistische Erfahrungen in einer sicheren und kontrollierbaren Umgebung als auch die beliebig oft durchführbare Wiederholung dieser Erfahrungen zum Erlernen neuer Fähigkeiten. Daher kommt VR in Bereichen wie Training, Coaching und Therapie heute bereits verstärkt zum Einsatz.

Vorgehen

Das Projekt ReSolVE folgt einem menschzentrierten Designansatz. Die zukünftigen Benutzer:innen werden somit in den Forschungsprozess eingebunden. Dies erfolgt durch die Anwendung verschiedener Co-Creation Methoden. Co-Creation bezieht die Nutzer:innen als Experten und Expertinnen ihrer eigenen Erfahrung mit ein (Visser et al., 2005) und ermöglicht ihnen, aktiv und kreativ an Design- und Forschungsprozessen teilzunehmen.

ReSolVE zielt zwar nicht darauf ab, ein technisches System mit Co-Creation zu entwickeln, verfolgt jedoch einen iterativen, co-kreativen Ansatz, der relevante Stakeholder:innen aktiv und kreativ an der Schaffung von Bausteinen für zukünftige Umsetzungsmöglichkeiten erster experimenteller VR-Erfahrungen zur Stärkung der Resilienz beteiligt.

Angestrebte Ergebnisse

Bei ReSolVE werden folgende Ergebnisse angestrebt:

  1. Sondierung, ob die philosophischen und psychologischen Gedanken und Methoden, die LTEA zugrunde liegen, prinzipiell für einen Transfer in den virtuellen Raum geeignet sind.
  2. Exploration, welche virtuellen Erfahrungen bzw. Technology Experiences die Stärkung von Resilienz am besten unterstützen. In einem ko-kreativen Designprozess werden dazu verschiedene Bausteine für zukünftigen Umsetzungsmöglichkeiten erforscht und erste konzeptionelle Experience-Prototypen realisiert.
  3. Empirische Studien, in denen das entwickelte Konzept und seine Fähigkeit, die Resilienz zu stärken, betrachtet wird. Zusätzlich erfolgt eine Potentialanalyse des entwickelten Konzepts für ein zukünftiges VR-System, das die Resilienz auf der Grundlage von LTEA verbessert.

Anbindung an strategische Vorhaben

Das Center for Technology Experience am AIT beschäftigt sich in einer Vielzahl seiner Projekte mit der Entwicklung neuer digitaler Erlebniswelten sowie dem Erleben und Interagieren der Benutzer:innen innerhalb dieser Erlebniswelten.

In Projekten wie SHOTPROS und MED1stMR werden mittels VR und Mixed Reality (MR) Extremsituationen simuliert, um Einsatzkräfte bestmöglich für solche Einsätze zu trainieren. Im FFG-Projekt VirtualSkillsLab wird erforscht, wie VR-Szenarien für Führungskräfte, die über die Interaktion mit Avataren soziale Kompetenzen wie Empathie und Teamfähigkeit trainieren, eingesetzt werden können.

ReSolVE ist ein weiterer wichtiger Baustein, die Forschung im Bereich der VR voranzutreiben und weitere Einsatzmöglichkeiten für den praktischen Einsatz zu erschließen. ReSolVE dient dem somit dem übergeordneten Ziel, „Sinn-volle" Digitale Experiences zu schaffen.

Projektbeteiligte

Projektleitung

Mag. Ulrike Kretzer - AIT Austrian Institute of Technology GmbH

Projektpartnerin

Mag. Katharina Ratheiser, MAS - Digital Media Support GmbH

Kontaktadresse

AIT Austrian Institute of Technology GmbH
Center for Technology Experience
Mag. Ulrike Kretzer
Tel.: +43 (664) 883 35 537
E-Mail: ulrike.kretzer@ait.ac.at